Muay Thai bedeutet “Thaiboxen” auf Thai. Es ist eine traditionelle Thailändische Kampfkunst.
Muay Thai ist eine Kampfkunst in der es hart zur Sache geht. Es ähnelt Pradel Serey, Tomoi und Muay Lao, das in Laos ausgeübt wird. Wahrscheinlich hat es sich aus Muay Boran und Krabi Krabong entwickelt. Auch als Thaiboxen oder Thai-Kickboxen ist es der thailändische Nationalsport.
Muay Thai wird oft auch als die “Kunst der acht Gliedmaßen” bezeichnet, weil man acht Angriffspunkte kennt: Füße, Hände, Ellbogen und Knie. Westliche Boxer dagegen nutzen nur zwei Angriffspunkte, die Fäuste.
Über die Ursprünge des Muay Thai weiß man nur lückenhaft Bescheid – angeblich, weil die Birmaner 1767 die Geschichtsbücher Siams vernichtet haben. Nach einer Legende besiegte 1560 der “schwarze Prinz” Naresuen aus Siam den birmanischen Kronprinzen bei einem Muay-Thai Kampf in einer einzigen Runde. 1774 wurde der erste belegte Muay-Thai Wettkampf aus Anlass eines königlichen Festes in Yangoon ausgetragen. Dabei gewann ein Thaiboxer Namens Nai Khanom Tom nacheinander gegen neun birmanische Boxer und beeindruckte den König mit seiner Kraft und Gelenkigkeit.
Im Muay Thai werden normalerweise fünf Runden zu je drei Minuten gekämpft, zwischen den Runden liegen zwei Minuten Pause. Den Ausschlag geben Kampftaktik, Strategie, Kondition und Fitness. Wie beim europäischen Boxen kann der Ringrichter eine Runde beenden, indem er einen zu Boden gegangenen Kämpfer auszählt, wenn er eine Gefahr für ihn sieht. Geht ein Boxer in einer Runde dreimal zu Boden, ist die Runde ebenfalls beendet.
Traditionell umwickelten die Kämpfer ihre Hände mit Stoff, tauchten sie in Leim und streuten Glasscherben darauf – Angst einflößende und blutige Kämpfe waren die Folge. Dies wurde 1929 verboten, heute verwenden die Kämpfer normale Boxhandschuhe und darunter Boxbandagen, die die Fäuste schützen und härter machen. Außerdem tragen sie Tiefschützer, Shorts mit Gummibund und oft Fußbandagen.
In einen rituellen Tanz vor dem Kampf, dem Ram Muay Wai Kruh oder kurz Kruh, ehren die Boxer ihre Lehrer und verhexen ihre Gegner mit schwarzer Magie. Oft stoßen sie dabei mit einem lauten zischenden Geräusch die Luft zwischen den Zähnen aus, was den Atem kontrolliert, die Muskeln mit Sauerstoff auflädt und selbstsicher macht.
Die Kampfhaltung ähnelt der beim normalen Boxen, allerdings wird die Deckung zum Schutz vor Ellbogen- und Fußschlägen höher und etwas weiter vom Gesicht weg gehalten. Die Kämpfer stehen meist in Auslage, ein Fuß weiter vorne, und gleiten vorwärts und zurück. Die Ellbogen werden nach innen gedreht, um den Rumpf mit den Rippen zu schützen.
Der kennzeichnende Tritt ist der niedrige Halbkreisfußstoß (Lowkick) zum Oberschenkel des Gegners. Dabei schlägt das Schienbein zu, und die Zehen werden oft nach innen gekrümmt, während sie beim normalen Halbkreisfußstoß (Roundhouse) gestreckt werden. Die Boxer konditionieren ihre Schienbeine über Jahre für diese Technik, indem sie damit gegen Bambusstangen schlagen.
Die Faustschläge ähneln den üblichen Boxtechniken, also kurze Geraden mit der Führhand Jap´s, Kreuzschläge, Haken, Aufwärtshaken und Überkopfschläge. Thaiboxer setzten weit ausholende Haken ein, mit denen sie nach einem Tritt die Distanz verringern, um danach in der Nahdistanz eine Kombination von Aufwärtshaken, Haken und Jap´s zu setzen.
“THAIBOXEN BEDEUTET … IMMER BEREIT ZU SEIN. ES IST VORLÄUFER ALLER ANDEREN WAFFEN UND ÜBERTRIFFT JEDE VON IHNEN.” – The most distingguished art of fighting von Panya und Pitisuk Kraitus
Kurz vor dem Kampf wird der Kämpfer im Gesicht und am Körper mit Fett/Öl eingerieben. So kann der Boxer Schläge an sich abgleiten lassen – die auch weniger zu Abschürfungen führen, weil sie einfach abrutschen – und in der Nahdistanz Umklammerungen verhindert. Die Ölmassage entspannt außerdem die Muskeln und verringert damit das Verletzungsrisiko. Wenn das Einölen abgeschlossen ist, wird ein Segen gesprochen.
Als Vorkehrung gegen unfaires Verhalten – wie die Benutzung von regelwidrig beschwerten Handschuhen – werden die Vorbereitungen beaufsichtigt. Als erstes begutachtet man die Boxbandagen, die mit einem Stempel genehmigt werden. Nachdem die Boxhandschuhe angezogen und mit Band befestigt sind, werden die Fäuste noch einmal inspiziert.
Hat der Kämpfer seine glückbringende Girlande und den Segen erhalten, verbringt er die letzten Sekunden vor dem Gang in den Ring oft alleine. Er nutzt die Zeit zu ruhiger tiefer Atmung, spricht ein Gebet und fühlt sich in den bevorstehenden Kampf ein.
Mit dem rituellen Tanz vor dem Kampf, dem Ram May Wai Kruh, ehren die Kämpfer ihre Trainer und sprechen Flüche auf ihre Gegner herbei. Ohne diese Tradition ist Muay Thai nicht denkbar. Sobald der Kampf eingeläutet ist, wird der Gegner einige Sekunden beobachtet und eingeschätzt, bevor es an den ersten Schlagabtausch geht.
In den Wettkämpfen geht es von der ersten Sekunde an mit Action und schweren Schlägen zur Sache. Dieses Tempo die gesamte Zeit durchzuhalten, ist anstrengende Arbeit – die zweiminütige Pause am Ende der Runde wird zur Erholung genutzt. Zum Abkühlen wird kaltes Wasser über die Kämpfer gegossen.
Quelle (pride-sports.de)